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Virtuelle Liebe – ja oder nein?

Der Mensch will getäuscht sein. Das verlangt seine Natur, welche nach Täuschung lechzt und die Wahrheit mehr fürchtet als Feuer und Schwert. (Johannes Scherr)

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Mein Mann und ich, wir haben uns im Internet kennengelernt, als das Internet zumindest in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte. Wir hatten beide gerade lange Beziehungen hinter uns, suchten im Internet nicht das große Glück, sondern spielten ein Spiel in dem man sich Nachrichten schicken konnte. Ich veröffentlichte einige echte (!) Bilder von mir und er von sich. So kam man ins Gespräch, teilte schnell seinen ICQ-Messenger aus, in dem man natürlich besser schreiben konnte. Wie wir uns real kennengelernt haben?
Garnicht lange nach etwas hin- und her Texterei schrieb ich, dass ich vorhatte, auf ein Ska-Konzert zu gehen. Nun kannte mein Mann den Musikstil nicht, ich fand (und finde das auch noch heute) dass man diesen schlecht beschreiben kann, also kam er um sich den Musikstil und mich kennenzulernen. Seitdem sind wir zusammen.

Das ist jetzt 14 Jahre her. 

Was will ich Euch  mit meiner Anekdote mitteilen?

Die Zeiten ändern sich, allerdings gab es auch schon zu der Zeit Fakes. Es sind nur mittlerweile so viele, dass es schwierig ist, zu unterscheiden, wer echt ist und wer nicht. Es gibt mittlerweile unzählige Messenger, Chats, ICQ ist in eine sehr sexuelle Schiene gerutscht. Social Media wird gelebt, ein anderes Zeitalter in dem wir uns nun bewegen. Allerdings macht es Menschen umso leichter, andere zu verarschen, zu hintergehen, zu lügen und zu betrügen. Herauszufinden, wer oder was „echt“ ist, ist die Kunst! Aus dieser Thematik stammen TV-Shows wie „Catfish“. Diese ist sogar von jemanden entstanden, der verarscht wurde.

Mich erschreckt, wieviele es doch gibt, glaube ich doch auch immer an das Gute im Menschen! Gut, dass ich nicht so gutgläubig vor Jahren war, denn ich habe mich auf nichts eingelassen ohne jemanden selbst „real“ zu kennen. Noch dazu erschreckt mich zu sehen, wie lange verarscht wird!

Jahre, sogar Jahrzehnte. 

Gut, Catfish ist in Nord- und Südamerika. Vielleicht ist es in den Staaten leichter zu verarschen weil man weit auseinander lebt. Die Gefahr, dass der jeweils andere plötzlich auf der Matte steht, ist gering. Aber das kann auch in Deutschland passieren. Hamburg liegt auch nicht gerade neben München.

Mich schockiert die Naivität.

Okay, man lernt sich irgendwie im Internet kennen, schreibt, unterhält sich, wird vertrauter, teilt mit dem jeweils anderen auch Dinge, die man eigentlich keinem Fremden erzählt, hat jemanden der zuhört, Tipps gibt oder eben einfach nur „da ist“. Das tut erst mal gut.

Wie man sich in diese Person verlieben kann, das ist wohl nur durch Psychologie zu erklären. Man verliebt sich in das Profilbild und stellt sich vor, dass der gute Zuhörer, die Person, die einen so gut versteht, mit der man scheinbar so viel gemeinsam hat, genau diese Person auf den Fotos ist.

Vielleicht tauscht man auch mal das ein- oder andere Bild. Manche sprechen vom Zusammenziehen und Heiraten. 

Jetzt sind wir aber doch von der Technik her so weit (das war bei meinem Mann und mir noch nicht selbstverständlich, ich hatte kein Smartphone oder eine Webcam), dass man sich doch mal sehen könnte über Skype oder was auch immer. Heute werden sogar Stimmverzerrer zum Telefonieren eingesetzt! Die Ausrede, dass die Webcam kaputt ist, funktioniert doch seit der Smartphones nicht. Da sind sogar 2 Kameras dran. Und dann noch die Verarsche über Jahre durchzuziehen…

Das ist doch echt kriminell und vor allem, wie blind und dumm ist man!

Und trotzdem – trotz all des Wissens – lassen sich jeden Tag Menschen verarschen. Weil sie an das Glück glauben. An die Liebe glauben. An die Ehrlichkeit. Sie wollen garnicht wissen, ob der andere lügt. Sie WOLLEN glauben! Denn – wenn sie herausfinden, dass sie angelogen wurden, das verletzt! Das tut unglaublich weh! Und man verliert natürlich die Vertrautheit, die Intimität mit der anderen Person. Der Traum zerplatzt wie eine Seifenblase. Ein jahrelanger Traum in manchen Fällen. Man ist plötzlich wieder allein.

Zum Glück bin ich nicht so. Ich brauche Gewissheit. Dass die Person, die ich liebe, real ist. Kein Lügner. Ich will ihn küssen, lieben, kuscheln, ja, klar, auch Sex. Aber nicht virtuell.

Ich finde es allerdings schlimm, dass sich so viele Menschen verarschen lassen und eben nicht im realen Leben nach der großen Liebe suchen. Sich diese Arbeit ersparen wollen.

Und auch die Zurückweisung, denn natürlich bekommt man nicht nur Zuspruch. Ist es aber schöner herauszufinden, dass man seit Jahren mit einer Person virtuellen Sex und Intimität hat, die vielleicht verheiratet, 20 Jahre älter als angegeben ist und vielleicht sogar ein anderes Geschlecht hat??

Das „echte“ Flirten! Das Spiel mit dem Feuer! Das Risiko, sich zu verbrennen! Der erste Kuß! Die Schmetterlinge im Bauch! Das wollen wir doch nicht virtuell, das ist doch nur wirklich schön, wenn die Person vor einem steht! Und einem völlig den Verstand raubt…

In diesem Sinne – make love! Aber nicht virtuell!

2 Kommentare

  • L❤ebe was ist

    Freundinnen von mir haben das auch schon durch mit den Dating-Apps und mir auch geraten, ich solle das einfach mal probieren! aber ich muss ehrlich sagen, das ist nichts für mich … ich brauche noch diesen gewissen Moment, den man hat, wenn man jemanden das erste mal sieht 😉
    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von http://www.liebewasist.com

  • mamabeaslittleblog

    Als ich meinen Mann kennengelernt habe gab es noch keine Dating-App oder sowas. Zum Glück. Heute würde ich das garnicht mehr gut finden. Danke für Dein Kommentar.
    LG, Bea.

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