Allgemein,  Familienleben

Nun die Fortsetzung… Teil 2

Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren. (Maria Montessori)

Endlich kam der große Tag… der, den alle herbeisehnten, der allerdings andere Antworten lieferte, wie sich einige erhofften! Der Tag, an dem wir nach Heidelberg fuhren ins Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ).

Wenn man in einem Wartezimmer im SPZ sitzt, wird einem schlagartig bewusst, dass man ein kerngesundes Kind hat.

Wer schon einmal dort war, weiß sicherlich was ich meine. Nicht die Kinder mit Trisomie 21, nein, die Kinder, bei denen man nicht weiß, ob und was sie mitbekommen von dem, was um sie herum passiert. Mittlerweile habe ich im Social Media wie im realen Leben viele Familien mit „behinderten“ Kindern kennengelernt, mit Behinderungen in allen Facetten. Ich finde ja, dass man „Behinderung“ definieren muss. „Es behindert diesen Menschen, am Leben oder Teile seines Lebens so teilzuhaben wie es eigentlich sein sollte. Ein Blinder kann nichts sehen. Aber auch ein psychisch behinderter Mensch kann am sozialen Leben nicht teilnehmen. Deshalb ist er meiner Meinung nach auch „behindert“. Aber NIEMALS ist ein behinderter Mensch minder viel wert!!! Bis dato hatte ich allerdings noch nicht so viele Berührungspunkte damit.

Ich bin da ganz ehrlich…

wenn in meiner ersten Schwangerschaft es deutlich auffällig behindert gewesen wäre, ich hätte das Kind abtreiben lassen! In der 2. Schwangerschaft allerdings wäre es mir egal gewesen. So ändert man sich! Und das darf man auch zugeben!

Trotz allem sitzt man dann in einem Wartezimmer (und das nicht mal nur kurz!) und beschäftigt sich mit dem Gedanken, dass man eigentlich noch „Glück“ hat, vielleicht sogar total fehl am Platz ist. 

Einen schönen Moment gab es, in dem ein Junge im gleichen Alter wie Till im Wartezimmer mit seiner Familie warten musste, der im Rollstuhl saß und blind war. Mein Sohn, der ja immer noch nicht richtig sprechen konnte, hatte keinerlei Berührungsängste, ging zu dem Jungen und spielte mit ihm. So und nicht anders soll es ein. Wir sind alle individuell… egal, welcher Rasse, Religion oder Behinderung!

Wir können alle miteinander spielen und fröhlich sein!

Nach der Untersuchung stellte sich bei unserem Großen eine Teilentwicklungsverzögerung heraus. Es folgten noch mehrere Termine um die Diagnose zu verfeinern und zu bestätigen. Ein „normaler“ IQ (der Test war absolut altersgerecht und sensibel durchgeführt worden) wurde festgestellt, ein paar Defizite hier und da und nun mal die sprachliche Entwicklungsverzögerung aufgrund seiner Vorgeschichte.

Als ich auf den Verdacht auf ADHS hinwies wurde die Ärztin sehr ruhig.

Sie erklärte uns, dass das im Kindergarten noch keine Rolle spielen sollte, dass unser Kind perfekt wäre wie er nun mal war und dass wir unglaublich stolz darauf sein könnten, dass er trotz der Widrigkeiten so ein fröhlicher ausgelassener Junge wäre.

Wir gingen immer mit einem guten Gefühl aus dem SPZ. Uns wurde angeraten Till einen Integrationsplatz im Kindergarten zu verschaffen, weil ihn das mehr unterstützen würde. 

Nun kam noch Ergotherapie hinzu, um die Defizite, die er durch sein extrem schnellen körperlichen Entwicklung entwickelte, auszugleichen. Der erste Ergotherapeut kam mit ihm überhaupt nicht klar, eigentlich bestanden die 45 Minuten darin das Kind zu überzeugen unter dem Stuhl hervorzukommen. Mit einem neuen Rezept suchte ich uns eine andere Ergotherapeutin, die sofort mit Till arbeiten konnte und bei ihr blieben wir viele Jahre.

Im Kindergarten war die Begeisterung gering über die Diagnose (und eben die Aussage der Ärztin über ADHS) und meiner „neuen fixen“ Idee, dass Till nun ein Integrationsplatz zustehen würde. Mir wurde nicht gesagt, dass im Kindergarten ein Antrag gestellt werden könne. Nur, dass ich mich bei der Amtsärztin beim Gesundheitsamt vorstellen solle. Das habe ich getan – welche sehr überrascht war, denn sie kannte diesen Ablauf nicht.

Erst nachdem das SPZ und die Frühförderstelle im Kindergarten angerufen hatten bekam ich den Antrag vom Kindergarten. Der Antrag ging ohne Probleme durch, Till musste nur die Gruppe wechseln und bekam eine Erzieherin fest zugeteilt, welche viele Gespräche mit uns führte.

Wäre das nicht durchgeführt worden, hätte ich den Kindergarten gewechselt und auch den zweiten Sohnemann nicht mehr in diesem angemeldet. Zum Glück war das nicht notwendig, hat aber unnötig Zeit, Kraft und Nerven gekostet.

In der neuen Gruppe wurde Till super aufgenommen, die Kinder gingen offen mit ihm um, er fand 2 Freunde mit denen er viel spielte und auch privat treffen konnte.

Ich stellte bei der Krankenkasse einen Antrag auf Mutter-Kind-Kur. 2 Monate später waren wir schon dort. Und was wir dort erlebt haben… erfahrt Ihr in Teil 3.

Ein Kommentar

  • L❤ebe was ist

    was für eine wundervolle Fortsetzung meine Liebe! und ganz wichtig, wie ich finde, die Quintessenz, die darin steckt: ein Kind, ein Mensch ist immer gleich viel Wert, egal wie er ist … und das zeugt ja spätestens die schöne Szene, in der euer Till mit dem Kind im Rollstuhl spielte!
    Kompliment an die wirklich mitdenkende und einfühlsame Ärztin! da kann man sich gerne was abgucken 🙂
    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von http://www.liebewasist.com

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